Innovation
durch Information

Ein Scout durch den Datendschungel

Wolfgang Lutz sucht in Datenbanken nach Informationen für Unternehmen

Wissen ist Macht. Wer mehr weiß, macht mehr ... Umsatz? ... Gewinn? War Wissen früher in Bibliotheken zu finden, so wählt man sich heute online in Datenbanken ein. Mehr als 8000 gibt es bereits weltweit. Damit Firmen in diesem Informationsdschungel zu den richtigen Daten kommen, hat sich der neue Beruf des »Informationsbrokers« etabliert. Einer der ersten im Raum Ulm ist der Günzburger Wolfgang Lutz.

Informationsbroker - ein schon wieder aussterbender Beruf angesichts der Verbreitung des Internets und der ständig wachsenden Zahl von »Surfern«? Wolfgang Lutz schüttelt an seinem Schreibtisch am Ulmer Hafenbad heftig den Kopf. »Im Internet finden Sie mit den Suchmaschinen nur einen winzigen Teil der Homepages angezeigt«, sagt der 28jährige Betriebswirt. Wie zur Bestätigung liegt vor ihm ein aufgeschlagenes englisch sprachiges Fachmagazin. Nur ein Drittel aller Internet-Sites werde von den vielen Suchmaschinen erfaßt, steht da.

Nein, sagt Lutz, Infobroking müsse man sich anders vorstellen. Etwa so: Da sucht ein deutsches Unternehmen, das beispielsweise bestimmte Plastikteile herstellt, Partner zur Produktion oder Vertrieb in Asien. Oder das Unternehmen will seine Teile jetzt in Kanada anbieten, kennt dort aber weder den nationalen Markt für seine Teile, noch die Situation der Konkurrenz vor Ort.

Mit solchen Fragestellungen wenden sich die Firmen dann an Info-Broker wie Wolfgang Lutz. Weil er täglich damit umgeht, weiß er, in welchen Datenbanken er nach welchen Schlüsselnummern für Produkte, -Gruppen und Branchen suchen muß. Je nach Umfang des Auftrags werden die Suchergebnisse dann wieder mit Hilfe weiterer Datenbanken verfeinert. Lutz liefert etwa Angaben zu Mitarbeiterzahlen, Umsatz und Ergebnissen der Konkurrenz in Übersee, recherchiert, welche Patente sie in letzter Zeit in welchen Bereichen angemeldet haben. Lutz: »Dann sieht man schon, wohin die mit ihrer Entwicklung wollen.«

Das Wissen um die verschiedenen Datenbanken allein reicht für einen Informationsbroker nicht aus. Vor der eigentlichen Suche muß er nicht nur seine Fragestellung möglichst präzise kennen. Er muß diese auch programmieren, damit die Datenbankabfrage zum einen präzise ist, zum anderen auch möglichst schnell geht. Denn jede Sekunde bei den einzelnen Anbietern kostet genauso Geld wie seine eigene Arbeitszeit.

Etwas über 300 Kunden stehen in der Datei von Infobroker Lutz, der selbst auch das Internet (www.infobroking.de) nutzt, um neue Kunden zu gewinnen. Jeder kann dort auf einem Formular einfach Anfragen, etwa nach Handelsregisterauszügen, stellen. Lutz: »Über das Internet kommen jeden Tag vier bis fünf Anfragen. Daraus wird meist ein Auftrag pro Tag.« Davon allein kann Lutz nicht leben. Er arbeitet vor allem mit Unternehmensberatern zusammen, die ihn vermitteln. »Ich hoffe, daß der Infobroker einmal ebenso wie heute der Steuerberater als Partner des Unternehmers angesehen wird.«

Daß seine Branche Zukunft hat, daran hat Lutz keinen Zweifel. Eine Mitarbeiterin hat er bereits eingestellt, für Herbst hat er noch eine Lehrstelle frei, er darf jetzt Jugendliche mit mindestens Mittlerer Reife in dem neu geschaffenene Beruf des »Fachangestellte/n für Medien- und Informationsdienste« ausbilden.

Neu-Ulmer Zeitung, 7.1.1999